Gastgeber: Johannes Wall, Kerstin Petschauer (TU Graz)

Status Quo

Spätestens mit der RL 2010/31/EU über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden erfolgte ein Umdenken im Planungsbereich. Betrachtet man die Lebenszykluskosten eines Gebäudes, erkennt man, dass 80% der Kosten in der Erhaltung anfallen und die Errichtungskosten somit nur einen geringen Anteil ausmachen. Folgernd ist es sinnvoll nachhaltige Aspekte bereits möglichst früh in der Planungsphase zu berücksichtigen.
Architekturwettbewerbe sind ein wesentliches Instrument zur Ideenfindung, um allerdings Nachhaltigkeit in Architekturwettbewerben berücksichtigen zu können, müssen die Anforderungen klar definiert werden. Im Ländervergleich mit Deutschland und der Schweiz befindet sich Österreich noch in einer Grauzone, es gibt keine Regelwerke, welche die Implementierung nachhaltiger Aspekte in Architekturwettbewerben vorsieht. Zudem ist nach wie vor offen, wie der zusätzliche Aufwand für die TeilnehmerInnen und die Vorprüfung aussehen soll, bzw. wie und ob dieser Aufwand honoriert wird. Weiterhin ungeklärt ist auch, welche Nachhaltigkeitskriterien in der Vorentwurfsphase relevant und beeinflussbar sind und wer diese definiert (Unterstützung durch Sachverständige/Experten).

Handlungen und Lösungsansätze

In der Schweiz und in Deutschland gibt es Instrumente SNARC und SNAP, welche Anforderungskriterien an die Nachhaltigkeit definieren und auch den Mehraufwand für die Wettbewerbsteilnehmer abstecken. Die Ergebnisse sind vergleichbar und erleichtern der Jury die Entscheidung. In Österreich wurde das IEAA Tool in Architekturwettbewerben angewendet, allerdings werden nicht alle Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigt und der Aufwand für die TeilnehmerInnen ist relativ hoch.

Weiterführende und neue Fragestellungen für Wissenschaft, Gesellschaft und Verwaltung

  • Sollen die Nachhaltigkeitskriterien mit den Kriterien von Zertifizierungssystemen einhergehen? Wenn ja, welches Zertifizierungssystem soll in Österreich herangezogen werden? (TQB der ÖGNB, oder DGNB, LEED, klima:aktiv etc?)
  • Wie weit können „nachhaltige“ Bauprodukte bereits in der Wettbewerbsphase berücksichtigt und bewertet werden? Wie könnte eine Gewichtung der Nachhaltigkeitskriterien im Vergleich zu den gestalterischen Kriterien erfolgen? (Aktuell oft nur zwischen 5 - 10%)
  • Lässt sich der zusätzliche Aufwand für die TeilnehmerInnen abstecken (größerer Aufwand für PlanerInnen oder Vorprüfung?)? Ist es sinnvoll nachhaltige Aspekte detailliert in einer weiteren Wettbewerbsstufe für ausgewählte TeilnehmerInnen bearbeiten zu lassen um den Aufwand für alle Beteiligten so gering als möglich zu halten?
  • Zusammensetzung der Fachpreisrichter in der Jury (nicht nur Architekten, sondern auch Ziviltechniker für Bauphysik und Haustechniker mit Stimmrecht).

Netzwerke und Schlüssel-AkteurInnen

  • Politik (öffentliche Bauherrn)
  • Wirtschaft: Trägerorganisationen, Gebäudezertifizierung
  • PlanerInnen
  • Wissenschaft: Technische Universitäten, ... 
Zuletzt geändert: Dienstag, 25. November 2014, 23:49