Gastgeberin: Mag. Eva Czernohorszky (Wirtschaftsagentur Wien - ZIT)

Status Quo

  • WienWin: Empfehlungen der Evaluierung 2013 lauteten, das Projekt WienWin in der Stadtverwaltung zu verankern, um direkt bei der Nachfrage der Stadt Wien anzusetzen. Bisher war WienWin (durch Verankerung in der Wirtschaftsagentur Wien) sehr angebotsgetrieben, was für ein schwieriges und gebremstes Prozedere in Bezug auf innovative Beschaffung seitens der Stadt Wien führte. Oft wird seitens der öffentlichen Beschaffung nicht genau sondiert, welche anderen Produkte in Frage kommen, weil eine Entscheidungsspitze ein bestimmtes Produkt präferiert (Alleinstellungsmerkmale werden so definiert, dass nur dieses eine Produkt in Frage kommt und daher nur dieses beschafft wird).
  • Innovationen werden oft nicht kommuniziert, obwohl sie durchaus vorhanden sind (Bsp. Wiener Firma erzeugt fließfähiges Künetten-Material auf Baustellen/Straßenbau, welches von der MA54 eingekauft wird).
  • Teilweise ist unklar „was Innovation ist“ bzw. wird Nachhaltigkeit mit Innovation verwechselt.
  • Oft wissen öffentliche Stellen nicht, um das Potential neuer und innovativer Lösungen. Die sog. WienWin-Stadtgespräche werden in das neue Format „Made in Vienna“ gegossen, wo neben der Wiener Stadtverwaltung in Zukunft auch alle anderen interessierte Nachfrager eingeladen werden sollen, um einen größeren Nachfragerpool zu generieren.

Handlungen und Lösungsansätze

Teilweise gibt es nur eine Firma, die ein bestimmtes Produkt erzeugt, darum ist neutrale Beschreibung oft schwierig (kein Ersatzprodukt am Markt)! In diesem Fall gibt es eine funktionale Ausschreibung und ein Verhandlungsverfahren mit einer bestimmten Firma.
Meistens wollen die Dienststellen genau dieses Produkt wieder haben!

Oft wird MA54 erst eingeschalten, wenn Dienststellen schon ein bestimmtes Produkt haben wollen! Es ist wichtig, die Dienststelle früher einzuschalten, damit sie mit dem Bedarf an einem innovativen Produkt zur MA54 zwecks Beschaffung kommen!
Bsp. Schlosser: wenn das Schloss kaputt ist, kann nur von derselben Firma das Ersatzprodukt beschafft werden, in dem Fall zumindest teilweise Händlerausschreibung möglich.

Weiterführende und neue Fragestellungen für Wissenschaft, Gesellschaft und Verwaltung

  • Teststellungen (Muster) von Pilotanwendern der öffentlichen Hand wären essentiell für Unternehmen, die neue Produkte herstellen. Dies ist leider oft vergaberechtlich ein Problem, da die öffentliche Hand argumentiert, dass im Falle einer Beschaffung dieses Unternehmen einen ungerechtfertigten Vorteil im Vergleich zum Mitbewerb erhalten hat. Mögliche Lösung: Unternehmen, die in der engeren Auswahl sind, erhalten auch die Möglichkeit, eine Teststellung zu Positionierung. Problem: großer Aufwand für die Dienststellen! (Bsp. Rotlichtprotektor an Straßenkreuzungen für Autos).
  • Sehr oft denken öffentliche BeschafferInnen, dass, wenn „grün“ eingekauft wird, dies auch immer teurer ist, dies ist aber nicht der Fall! Wäre es in manchen Fällen nicht rentabler und „grüner“, bestimmte Dinge zu mieten anstatt sie zu kaufen (Bsp. Druckergeräte,...), oder sie zu teilen (Shareconomy).
  • Einsparungsmaßnahmen bremsen zur Zeit leider grüne und innovative Beschaffung.

Netzwerke und Schlüssel-AkteurInnen

  • Schlüssel-AkteurInnen sind entscheidungsrelevante Personen, die ein bestimmtes Produkt präferieren und die Dienstanweisungen für die Beschaffung geben können. 
  • EU-Vorgaben und -Projekte sind sehr relevant.
  • Das Vergaberecht spielt in dem Bereich eine sehr große Rolle; oft hängt es bei der Beschaffung davon ab, wie dieses von den handelnden Personen ausgelegt wird.
  • Personelle Ressourcen spielen eine sehr große Rolle. Wenn eigene Personen für eine intensive Marktrecherche abgestellt werden könnten, könnte im Zuge der Beschaffung auch mehr „über den Tellerrand“ hinausgeblickt werden. 
Zuletzt geändert: Dienstag, 25. November 2014, 19:56